Montag, 7. März 2016

Die Berechtigung des Bugatti Chirons


Kaum wurde der Bugatti Chiron präsentiert, schon fangen Leute an, den Wagen als "Fehlschlag" abzustempeln. Menschen auf Facebook äußern ihren Unmut in den Kommentaren; "Niemand kann sich so ein Auto leisten, warum baut Bugatti soetwas". Auch manche Autoblätter finden, bis auf die allgemeine Meinung, dass das Auto um Meilen besser aussieht, als der Veyron, keine netten Worte für den neuen Rekordwagen der französischen Edelsportwagenschmiede.

Besonders Jalopnik scheint ihn zu hassen und schreibt, dass der Wagen "nichts neues" ist. Teil der Magie des Veyrons war, dass niemand damit gerechnet hat. Volkswagen baute dieses verrückte Konzept einfach, entwickelte wirklich einen Motor aus zwei zusammengeklebten V8-Motoren, schmiss vier Turbos hinein und verkaufte das Endprodukt, dass für Geschwindigkeiten über 400 Kilometer pro Stunde gut war, einfach an reiche Leute.

Der Chiron hat auch einen 8 Liter Quadturbo W16 Motor und fährt auch vierhundertnochwas Kilometer pro Stunde. Und auch wenn der Wagen über deutlich sophistiziertere Aerodynamik verfügt, erkennt man noch die Linien, die der Wagen von seinem Vorgänger geerbt hat. Dabei ignoriert das Blatt völlig, dass der Anspruch, das schnellste Serienfahrzeug der Welt zu bauen, nur auf einer bestimmten Art und Weise realisiert werden kann.

Neben Jalopniks Raphael Orlove ließ auch Jason Torchinsky seinen Senf ab. Der Bugatti sei ein "Stupid Supercar, ein Stupercar". "Niemand kann über 400 km/h fahren, schon beim Bugatti Veyron fuhr niemand die Endgeschwindigkeit aus, außer die Testfahrer der Marke und James May für ein Segment des britischen Automagazins TopGear. Außerdem stört es den Autor, dass weder der Veyron noch der Chiron Motorsportgene haben. Weil ein Hypersportwagen ja unbedingt Motorsportgene braucht.

Jason Torchinsky ist sogar der Meinung, dass alle Hypersportwagen, also auch der LaFerrari oder der McLaren P1, dumm sind. Bugatti sollte den Chirson stattdessen zwar auch so wie wir ihn kennen bauen, allerdings auch eine abgespeckte Version verkaufen, etwa mit einem V8 oder V10 vom Audi R8, welcher in etwa auf Lamborghini-Niveau stehen soll. Volkswagen besitzt ja so oder so beide Marken.

Und es ist nach diesen Sätzen, wo ich mich frage; wie salzig kann man eigentlich sein? Warum suchen Menschen nach Totschlagargumenten gegen dieses Auto? Und das war schon beim Veyron der Fall. Etwa in den Kommentaren zu jedem Bugatti Veyron Video auf YouTube. Dort wird dem Wagen nur mit Hass begegnet. "Überteuerte Schrottkarre", "dämlicher Volkswagen", die Liste geht weiter.

Versteht mich an dieser Stelle bitte nicht falsch; ich bin keiner der Leute, die den Bugatti Veyron als das beste Auto der Welt sehen und ihn selber als Totschlagargument in jeder Autodiskussion verwenden. Spätestens nach meiner Liebeserklärung an den Mazda MX5 sollte das klar sein. Aber ich kann nur meinen Kopf darüber schütteln, wie es einen Absatzmarkt für Artikel gibt, die im Grunde zu nichts anderem dienen, als Bugatti dafür zu bashen, dass sie den Veyron gebaut haben.

Wenn ich das Geld für einen Veyron hätte, würde ich auch keinen Veyron kaufen. Natürlich gilt das genau so sehr für den Chiron. Aber was ich denke beziehungsweise machen würde, spielt dabei keine Rolle. Genau so wenig ist das für Jason Torchinsky, Raphael Orlove oder die ganzen Leute auf Facebook, die sich darüber beschweren, dass sie ihn sich nicht leisten können, der Fall. Weder der Veyron, noch der Chiron wurde für solche Meinungen konzipiert.

Das Ziel des Veyrons war es, etwas noch nie zuvor dagewesenes zu bauen. Eine pure Machtdemonstration von Volkswagen, wenn man so will. Der Veyron sollte die absolute Krone aller Autos darstellen. Er sollte ohne umbauten oder Modifizierungen auf über 400 Stundenkilometer beschleunigen können und dann den Fahrer, ohne dass er aussteigen muss, nachhause bringen. Er sollte einen Meilenstein setzen und die Messlatte neu positionieren. Und das tat er auch.

Das einzige Ziel des Chirons ist es, den Veyron abzulösen. Noch schneller sein. Noch teurer. Der Wagen leistet nun nicht mehr 1000 PS, sondern 1500. Die Zahl auf dem Tacho reicht bis 500 und der Preis stieg von 1 Mio auf 2,5 Mio Dollar. In keinem anderen Auto finden wir solche Superlativen, wie im Chiron. Es geht nicht darum, was die Leute mit dem Wagen machen können, sondern was der Wagen machen kann.

Und genau deswegen kaufen die Superreichen den Wagen auch. Nicht etwa einen Koeniggsegg oder einen Hennessey Venom GT. Wenn sie einen Lamborghini wollten, würden sie einen kaufen aber sie wollen das non-plus-Ultra. Keinen R8, dessen Innenarmaturen aus dem A3 stammen, sondern das größte und höchste, was die Welt zu bieten hat. Und wenn der Wagen nur in der Eingangshalle ihrer Villa steht.

Die Meinung genau dieser Leute ist die einzige, die zählt. Wobei, ich denke wenn Veyron-Käufer einstimmig beschließen würden, dass der Nachfolger anders aussehen soll, als es der Chiron schließlich tat, wäre es Volkswagen an der linken Backe vorbei gegangen, denn jeder einzige Bugatti kostet mehr in der Produktion als für was er verkauft wird und der Konzern verliert für jedes verkaufe Auto Geld. Warum? Weil Volkswagen den Anspruch an sich hat, solche Autos zu bauen.

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